Produktdaten in der Hörakustik Branche

Wie und warum bestimmen Produktdaten der Digitalisierung einer Branche

Das Wichtigste auf einem Blick:

  1. Die DNA der Digitalisierung sind Produktdaten
  2. Die Bausteine der „Produktdaten DNA“ einfach erklärt
  3. Ein konkretes Beispiel: Produktdaten in der Hörakustik Branche

Highlight: Fachkräftemangel in der Hörakustik Branche aufgrund fehlender Digitalisierung.

Zusammenfassung

Unternehmen aus der Hörakustik Branche erwarten längst reibungslose und unbürokratische Einkaufs- und Abrechnungsprozesse. Trotzdem verschwenden Hörakustiker und Hörakustikerinnen im Durchschnitt täglich zwischen 2-4 Stunden pro Geschäft mit vermeidbarer Papier- und Koordinationsarbeit. Der Grund? Fehlende Digitalisierung innerhalb der Unternehmen.

Doch oft können die Unternehmen selbst nichts dafür, denn die Wurzel des Problems sitzt tief verankert in den Produktdaten. Schon die kleinsten Fehler im Datensatz der Hörsysteme, Batterien und Otoplastiken verlangsamen Bestell- und Verwaltungsprozesse enorm. Die Gründe für solche Fehler sind vielfältig und reichen von simplen Tippfehlern, über unzureichende Speichermöglichkeiten, bis dahin, dass bis heute kein einheitlicher Produktdatenstandard von Herstellern für Hörsysteme und Otoplastiken eingehalten wird.

In diesem Artikel erfahren Sie, an einem konkreten Beispiel, warum Produktdaten ein grundlegender Bestandteil der Digitalisierung sind und wie veraltete Prozesse einfach erneuert werden können!

Die DNA der Digitalisierung sind Produktdaten

Jeden Tag werden wir mit den verschiedensten Produktdaten konfrontiert, ohne es überhaupt zu merken. Es ist so banal und selbstverständlich, wie das Tragen von Kleidung. Wenn man einmal mit gezieltem Blick durch die moderne Welt schreitet, stellt man schnell fest, dass fast alles um einen herum zuvor als Produkt eines Verkäufers angeboten wurde. Jedes dieser Produkte muss heutzutage digital definiert sein, um es zu bestellen, in der Warenwirtschaft (ERP-System) zu erfassen oder eine Rechnung schreiben zu können. Alles geschieht in Form von Daten, die Produkte definieren, sie in Kategorien einteilen, auffindbar und nutzbar machen.

Es wird also schnell klar: Produktdaten strukturieren und ordnen unser wirtschaftliches Leben. Sie sind die DNA der Digitalisierung, weil sie den Baukasten für alle Informationen bieten, die man für unternehmerische Aktivitäten braucht. Marketing, Verkauf, Recht, Organisation, Entwicklung – für fast alles.

Die Bausteine der „Produktdaten DNA“ einfach erklärt

Die Produktdaten unterscheiden sich in Form und Struktur je nach Branche und Produkt. Jede Branche hat unterschiedliche Bausteine Ihrer DNA, allerdings gibt es immer wieder Ähnlichkeiten. Zu diesen Informationen gehören unter anderem Farbe, Material, Maße, Listenpreise und Name des Produkts. Durch Modellnummern oder die sogenannte EAN (European Article Number) bzw. jetzt die GTIN Nummern (Global Trade Item Number) können Produkte eindeutig identifiziert und in den herstellereignen entsprechenden Produktdatenkatalogen gefunden werden.

Diese Kataloge werden von den Produktherstellern einzeln entwickelt und geführt. Nur selten gibt es Standards. Denn genauso wie die Herstellerunternehmen individuell gewachsen sind so sind es auch die Produktdaten. Zu spezielleren Produktdaten der Hörakustik Branche gehören zum Beispiel: Frequenzbereiche, HMV Nummern, spezielle Bohrungen und das Technologielevel des Hörsystems.

Einzelne unsortierte Produkt-Daten sind Teil des Problems
Status Quo der Produktdaten in der Hörakustik Branche

Mit dem Wissen, welches wir uns hier erarbeitet haben, können wir uns nun im nächsten Schritt ein konkretes Beispiel vornehmen: Die Hörakustik Branche

Das Durcheinander in der Hörakustik Branche

Wie die Kataloge von HIMSA, Rawert & Co. es versuchen zu ändern

Wie in den meisten anderen Branchen auch, gibt es in der Hörakustik Branche keinen einheitlichen Produktdatenkatalog. Ob nur Signia, Phonak, Oticon, GN Resound, Starkey, Unitron, Bernafon oder Audifon, alle Hersteller pflegen ihren eigenen Prodktdatenkatalog mit unterschiedlichen Produktbausteinen für die Hörakustik-Unternehmen. Sie geben den Hörsystemen individuelle Katalogen, Farben, Nummern, Bezeichnungen, Technologiestufen und vielen mehr.

Das wiederrum ist klar verständlich, denn innerhalb der Mutterkonzerne wie z.B. Sonova, Demant und WSA werden die Produktdaten von unterschiedlichen Abteilungen erstellt, zusammengetragen und organisiert. Darüber hinaus steigt länderübergreifend die Komplexität noch weiter an, da in den meisten Ländern eine eigene Sprache und ein eigenes Gesundheitssystem verbreitet ist. In Deutschland wird z.B. für die Abrechnung mit den Krankenkassen die HMV Nummer genutzt. Moderne PIM-Systeme (Produkt-Informations-Management-Systeme) helfen dabei, diese Komplexität zu bewältigen, allerdings sind sie noch nicht überall im Einsatz.

Fachkräftemangel aufgrund fehlender Digitalisierung

Den Berechnungen* zur Folge, handelt es sich dabei deutschlandweit um einen Zeitverlust von bis zu 7,8 Millionen Arbeitsstunden im Jahr. Das entspricht ca. 3.700 Vollzeitangestellten und damit ca. einem Sechstel der insgesamt knapp 18.000 Beschäftigten. 


Kaum zu glauben? 
Das finden wir auch und arbeiten daher intensiv daran, die nervige Arbeit, Prozess für Prozess zu reduzieren. 

Die gewachsenen Differenzen sind ein Grund dafür, dass einheitlich interpretierbare Datenstandards z.B. für Bestellungen, Lieferscheine, Rechnungen und die Krankenkassenabrechnungen noch nicht im Einsatz sind. Es herrscht also ein reges Durcheinander und so kommt es, dass Einkaufs- und Abrechnungsprozesse immer noch über Briefe, Faxe oder Telefonate abgewickelt werden. Verfahren, die durch die fehlende Digitalisierung der Hörakustik Branche, eine große Menge an Zeit und Kapazitäten in Anspruch nehmen.

Zurück zu unseren Produktdatenkatalogen. Schon oft wurde über die Missstände der Produktdaten gesprochen und es gab mehr als eine Initiative, welche Besserung versprach. Am bekanntesten ist wahrscheinlich der HIMSA-Produktdatenstandard, entwickelt von Scott Peterson. Eine Datenstruktur für Hörsysteme ab und definiert zudem noch einen XML Übermittlungsstandard, welcher sowohl von Menschen als auch von Maschinen leicht interpretiert werden kann.

Obwohl der HIMSA-Standard schon vor mehreren Jahren entwickelt wurde, liefern die meisten Hersteller bis heute keine – oder nur mit Ausnahmen – Produktdaten in diesem Format. Deswegen hat Joachim Rawert, ein passionierter Optik-Akustiker, über lange Zeit einen eigenen Katalog aufgebaut und diesen ausgewählten Geschäftspartnern bereitgestellt. Wir können nur sagen, Hut ab für diese ausdauernde Arbeit!

Geordnete Produktdaten in Form eines DNA-Stranges

Ein Standard für Produktdaten in der gesamten Hörakustik Branche**

Mit unserer Vision, den Datenaustausch in der Hörakustik-Branche zu revolutionieren, haben wir uns natürlich der Herausforderung einheitlicher Produktdaten gewidmet. Mithilfe des HIMSA-Standards und des Rawert-Katalogs konnten wir Sie meistern!

Melden Sie sich einfach bei uns, wenn auch Sie einen einheitlichen Produktdatenkatalog aller Hersteller nutzen möchten.

Wenn Sie mehr über das Thema Produktdaten und der Arbeit von Audoora mit diesen erfahren möchten, klicken Sie hier.


*Die Berechnungen basieren auf einer Befragung zu den Arbeitsprozessen bei Hörakustikern und Hörakustikerinnen, die wir selbst durchgeführt haben. Der Fragenkatalog ist auf Anfrage erhältlich.

** In unseren Grafiken haben wir mit den Produktdaten von Phonak und Signia gearbeitet. Diese Entscheidung mit welchen Daten wir arbeiten wurde zufällig getroffen. Natürlich haben wir auch alle anderen Hersteller wie z.B. Oticon, GN Resound, Starkey, Unitron, Bernafon oder Audifon in unserem Produktkatalog abgebildet. Es wurden keine Werbeverträge mit Herstellern aus der Branche abgeschlossen.